Der deutsche Atomausstieg - ein Meilenstein?
von Redaktion

Der deutsche Atomausstieg - ein Meilenstein?

von Bruno (15 Jahre), Gymnasium

Am 15. April 2023 ging das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz. Doch was ist eigentlich ein Atomkraftwerk? Und wieso ist das Thema politisch so brisant?

Kernspaltung wird bereits seit den späten 1950er-Jahren zur Energiegewinnung genutzt. Dies geht auf ein 1938 durch Otto Hahn entdecktes Verfahren zurück, bei welchem - stark vereinfacht gesagt - durch die Spaltung (Fission) eines Atomkerns Bindungsenergie freigesetzt wird, welche als thermische Energie Wasser erwärmt, um so Dampfturbinen zu betreiben. Da die zur Spaltung nötigen Neutronen während des Prozesses kontinuierlich freigesetzt werden entsteht eine Kettenreaktion. Doch eben diese Kettenreaktion kann gefährlich werden. Die Gefahren der Atomkraft sind durch Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima bekannt. 2011, als Reaktion auf die Katastrophe in Fukushima, beschloss die damalige Regierung im Kabinett Merkel II den Atomausstieg bis Ende 2022. Doch 11 Jahre später, ist die Situation eine völlig andere. Durch den russischen Angriffskrieg mit der Ukraine herrscht in Deutschland eine angespannte Energiesituation. Um Stromengpässen aus dem Weg zu gehen, verlängerte man die Laufzeit der verbliebenen AKWs bis zum 15. April 2023. Vergangene Woche war genau dieses Datum erreicht. Die verbliebenen drei AKWs Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland werden nun abgeschaltet und vom Netz genommen. Doch die Entscheidung ist politisch sehr umstritten. Die Entscheidung, die deutschen Netze ohne Atomstrom zu betreiben, wurde vor allem auf Grund von sicherheitstechnischen Bedenken getroffen. Zudem sucht Deutschland nach wie vor nach einem Endlager für Atommüll. Diese Abfallprodukte der Atomkraft sind hochradioaktiv und müssen nach aktueller Gesetzlage für mindestens eine Millionen Jahre unterirdisch gelagert werden. Doch die Suche nach einem geeigneten Endlager gestaltet sich schwierig. Logisch, wenn man bedenkt, dass wahrscheinlich niemand gerne neben einer hochradioaktiven Mülldeponie leben möchte. Dies zeigt sich auch international. Es gibt weltweit kein einziges Endlager im Betrieb. Ein weiteres wichtiges Argument gegen die Atomkraft sind die Kosten. Mit einem Durchschnittspreis von 37,8 Cent pro Kilowattstunde ist die Atomkraft die teuerste aller Methoden zur Energieerzeugung. Dennoch argumentieren viele Politiker gegen die Abschaltung der AKWs. Denn aufgrund der Abschaltung muss nun übergangsweise deutlich mehr Kohle verbrannt werden, wodurch die CO2-Emissionen steigen. Auch für die Energiesicherheit bedeutet die Abschaltung einen Rückschlag. Anders als wind- und sonnenbasierte Energiegewinnungsformen lieferte die Atomkraft konstant Strom. Um diese Energiesicherheit zu gewährleisten, muss Deutschland nun mehr Strom aus dem Ausland einkaufen.

Beide Seiten können gute Argumente aufweisen. Fest steht aktuell lediglich, dass die Abschaltung ökologisch ein wichtiger Schritt und ein echtes Vorreiterprojekt ist. Andere Länder wählen andere Wege zum Umweltschutz. Ob es negative Folgen für Bevölkerung und Industrie gibt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

 

Zurück