Auf der Suche nach Zuflucht
von Redaktion

Auf der Suche nach Zuflucht

Ich stehe hilflos vor dem Zaun. Ich kann nicht mehr.

Ich bin so viel gelaufen, habe so viel erlebt.

Ich vermisse meine Heimat, meine Familie. Meine  Mutter, meinen Vater, alle meine Geschwister. Verlaufen? Verschleppt? Vielleicht sogar getötet?

Am Anfang sind wir alle zusammen losgezogen, fort von unserem Heimatland Syrien, in dem Krieg herrscht. Nach und nach haben wir uns aus den Augen verloren. Wurden getrennt. Ich sehe noch genau die Bilder vor mir, will sie verdrängen. Doch es gelingt mir nicht. Blut. Überall tote Menschen. Wir werden auseinander gezerrt.

Ich musste alleine weiter, mich verstecken und fliehen. All das hinter mir lassen. Ich habe es bis hierhin geschafft. Dem Ziel ganz nah.

Doch dieser endlos lange Stacheldrahtzaun trennt mich von meiner Rettung. Ich sinke in die Knie. Ich  kann nicht mehr. Ich schaue mich um. Viele Menschen haben sich am Zaun versammelt. Alle genauso erschöpft und hilflos.

Andere Flüchtlinge. Sie ziehen weiter, wollen um den Zaun herum. Ich rappele mich wieder auf und schließe mich ihnen an. Unterwegs wird mir klar: Ich werde alles geben, um meine Familie zu retten, sofern es geht. Ich werde probieren sie wieder zu mir zu holen und nicht aufgeben, bis wir in Sicherheit sind.

 

von Michaela (15) Realschule, Lerngruppe Zimmermann

06/2021

Bilder: pixabay.com

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