Die Buchkritik zur "Edelsteintrilogie"
von Redaktion

Die Edelsteintrilogie

Mit dem Speien auf der Achterbahn führte Kerstin Gier ihre Leser*innen 2009 in eine Welt aus geheimen Logen, rätselhaften Prophezeiungen und magischen Zeitreisen ein. Denn dass die 16-jährige Gwendolyn ihr Mittagessen fallen lässt, liegt nicht an ihrer Ungeschicklichkeit. Schon bald wird sie herausfinden, dass sie in die Vergangenheit springen kann. Glücklicherweise ist sie da kein Einzelfall, und so wurde schon vor Jahrhunderten eine Vereinigung gegründet, die sich um die Zeitreisenden kümmert. Doch die ist ganz schön geheimnisvoll, und die Absichten der sogenannten Wächter sind nicht immer durchschaubar … Besonders was Gideon betrifft, Gwendolyns Zeitreise-Kompagnon, der ihr Herz schneller schlagen lässt.

Ich erinnere mich noch daran, wie ich mich mit 12 Jahren im Buchladen umsah und mir das wunderschöne rosafarbene Cover mit dem Titel Rubinrot ins Auge fiel. Meine Mutter war es schließlich, die mich trotz anfänglicher Skepsis dazu überredete, es mal mit dem Fantasyroman zu versuchen und bis heute bin ich ihr dafür dankbar. Erst kürzlich habe ich die komplette Trilogie innerhalb weniger Tage erneut verschlungen und allein das spricht ja eindeutig für die Bücher. Kerstin Giers lockerer Schreibstil, ihre liebenswerten Figuren und der ausgeklügelte Plot zogen mich sofort in den Bann. Insbesondere ihr Humor sorgt für ein köstliches Lesevergnügen, dass ich auch fünf Jahre später noch genießen kann wie beim ersten Mal. Denn selbst mit allen Twists und Auflösungen im Hinterkopf ist es alles andere als langweilig, und die Seiten blättern sich im Licht der Taschenlampe wie von selbst um. Gerade beim zweiten oder dritten Lesen bemerke ich Anspielungen, die mir vorher gar nicht aufgefallen sind. Gerade die Motive hinter dem Verhalten der Charaktere nahm ich nun, da ich sie von Anfang an kannte, viel intensiver wahr.

Natürlich kommen auch Rubinrot und die Nachfolger Saphirblau und Smaragdgrün nicht ohne das eine oder andere Logikloch aus und manche Erklärung wirkt sehr künstlich. Insbesondere der kurze Zeitrahmen, in dem sich die Handlung abspielt, fiel mir an einigen Stellen negativ auf – vorallem in Hinblick auf die Beziehungen der Charaktere, die sich quasi von einem Tag zum nächsten um 180° drehten. Auf der anderen Seite nimmt sich die Autorin viel Zeit für ihre Exposition, ohne dass der erste Teil Längen aufweist. Im Rückblick fällt jedoch auf, welch großer Anteil der Gesamthandlung sich im dritten Teil abspielt. Im Gegensatz zu anderen Romanreihen verlor ich – vielleicht gerade deswegen – nicht das Interesse an der erschaffenen Welt mit ihren Mysterien und Geheimnissen, sondern ging im Gegenteil immer mehr in ihr auf. Besonders intelligent wird es, wenn sich die Fährten miteinander verknüpfen und lange vorher aufgeworfene Fragen mal mehr und mal weniger komplex geklärt werden. Dass Gwendolyn dabei erstmal herausfinden muss, wer überhaupt welche Ziele verfolgt und gegen wer letztendlich ihr Gegenspieler ist, macht die gesamte Geschichte umso spannender – auch wenn die Fronten zwischen Gut und Böse am Ende sehr eindeutig geklärt werden und der endgültige Bösewicht ein wenig plakativ daher kommt.

Logiklöcher hin oder her, in der Edelsteintrilogie erwartet den Leser (oder die Leserin) eine fesselnde Geschichte voller spannender Rätsel, geschickten Spuren und liebenswerten Charakteren mit entspanntem Humor, der sich organisch in die Handlung einfügt. Eine klare Leseempfehlung für alle Fans von Zeitreisen, Mysterien und Büchern im Allgemeinen!

 

Merle (17), Q1 Gymnasium, Lerngruppe J2

01/2022

Bildquellen:

kerstingier.com

pixabay.com

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